Früher kannte man das Homeschooling nur vom Hören-Sagen. Das Kind der Cousine einer Freundin der Nachbarin wurde tatsächlich im Heimunterricht beschult, als die ganze Familie für ein Jahr durch Australien reiste. In jedem Fall war Homeschooling nichts, was alltäglich war. Und dann kam Corona.
Jetzt sitzen wir mittendrin im 2. Lockdown. Und jonglieren mit home office, home schooling, home Betreuung von Kleinkindern und noch einigem mehr. Augen zu und durch, könnte man sagen, mal wieder.
Homeschooling – eine Herausforderung
Man könnte auch sagen, dass wir ja alle jetzt schon Profis sind. Dass wir gar keine Tipps für das Homeschooling mehr gebrauchen können. Haben wir uns doch immerhin im 1. Lockdown alles schon antrainiert. Ist also schon „gelerntes Geschäft“. Ja, das ist es wohl. Ist es deshalb immer einfach? Wohl kaum.
Denn der Teufel – und damit die Herausforderung – steckt ja wie immer im Detail.
- funktioniert das mebis denn nun heute morgen?
- warum spinnt jetzt gerade der Drucker, wo ich doch 7 Seiten für Mathe ausdrucken muss?
- warum dauert die Morgenrunde in MS Teams denn nur 15 Minuten, und für die nächsten 15 Minuten muss ich mich wieder neu einwählen?
- was mache ich, wenn sich 3 Kinder zur gleichen Zeit in unterschiedliche Online-Tools einloggen sollen, aber es nur 1 Notebook gibt?
- das Padlet ist überlastet und gerade zusammengebrochen, somit kann jetzt nicht weiter gearbeitet werden
- warum ist die Morgenrunde mit Anwesenheitspflicht eigentlich um 8.00Uhr und mein nächster Unterricht erst wieder um 11Uhr?
- die Arbeitsblätter an der Schule müssen zwischen 8.00-10.00Uhr abgeholt werden, da hab ich aber einen wichtigen Call
- Das Deutschbuch ist nicht da – möglichweise noch in der Schule, die bekanntermaßen geschlossen ist
- Wie soll das Grundschulkind in Ruhe eine Aufgabe erklärt bekommen, wenn das Kleinkind gerade die Teller vom Tisch ziehen will?
Die FAZ bringt die Herausforderung sehr schön auf den Punkt: „Eltern haben keinen Einfluss darauf, wie das Homeschooling ihrer Kinder von Montag bis Freitag aussieht, aber sie müssen es neben ihrer Arbeit betreuen. Sie müssen Strukturen schaffen, ausdrucken, erklären, motivieren und kochen.“
Und die Lösung für erfolgreiches Homeschooling gibt sie ebenfalls mit: entschlossene Schulleitung + IT-Experte = Glück gehabt.
Nicht alle Herausforderungen des Hausunterrichts lassen sich zwingend mit dieser Formel lösen. Und auch dieser Blog-Beitrag birgt kein Allheil-Rezept. Dazu ist die ganze Situation einfach zu facettenreich – und jedes Kind, jeder Lehrer und auch jeder Tag wieder anders. Aber mit ein paar generellen Tipps für das Homeschooling geht es zumindest deutlich einfacher von der Hand.
5 Tipps für das Homeschooling
1. Struktur
Struktur ist das A und O, wenn es um das Homeschooling geht. Sie gibt den Kindern Orientierung – gerade in dieser doch sehr besonderen Zeit. Und sie stellt damit den Grundschul-Alltag nach.
Deshalb sind folgende Punkte extrem hilfreich:
- Als Eltern am Abend vorher oder am frühen Morgen einmal kurz durchzuschauen, was für das Homeschooling ansteht: wie lange dauern ggf. Erklärvideos? wie lange und wie oft ist das Kind im Online-Unterricht? was muss noch ausgedruckt werden? benötigt der Lehrer noch eine Rückmeldung?
- Start am Morgen zur immer gleichen Uhrzeit, so wird der Tag planbarer, für das Kind und für die Eltern natürlich auch
- Tages- oder Wochenplan, damit das Kind sofort sieht, was in welchem Fach heute zu erledigen ist (viele Lehrer versenden schon vorab einen solchen Wochen-Plan; ansonsten kannst Du Dir hier einen ausdrucken und mit dem Kind zusammen gestalten)
- Arbeitszeit und Pausenzeit wechseln in gleichem Rhythmus, z.B. 2x 45min Schule, dann 30min Pause, wieder 2x45min Schule, dann wieder Pause
2. Vorbereitung
Eine kurze Vorbereitung am Morgen hilft enorm. Der Schreibtisch wird am besten ganz leer geräumt. Es wird einmal der Tagesplan mit dem Kind zusammen durchgegangen. Das Kind sucht sich alle nötigen Unterlagen (Bücher, Hefte, Zettel, Stifte, Lineal etc.) zusammen. Und es schafft sich einen möglichst ruhigen Arbeitsplatz ohne Ablenkung (Musikplayer aus, Tür zu, Geschwisterkinder möglichst in einem anderen Raum).
Und dann werden vorab alle wichtigen Fragen geklärt. So gewährleistest Du, dass das Kind danach loslegen kann – und Du Dich möglichst in Ruhe Deiner eigenen Arbeit, Deinem kleineren Kind oder anderen Aufgaben widmen kannst. Apropro kleineres Kind: in diesem Beitrag findest Du viele spannende Beschäftigungsideen für zuhause!
3. „Kontakte“ machen vieles leichter
Einer der wichtigsten Tipps für das Homeschooling ist: Kontakte. Auch wenn es in Zusammenhang mit Corona seltsam klingt. Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen. Und so geht auch das Homeschooling mit anderen leichter – wenn auch nur virtuell.
Schön ist es, wenn der Lehrer/die Lehrerin sich die Zeit nimmt für ein regelmäßiges virtuelles Treffen. Bspw. als Morgenkreis, oder als Sprechstunde, um Fragen zu beantworten oder ein besonderes Thema genauer zu erklären. Es motiviert die Kinder ungemein, wenn sie den direkten (per Telefon) oder virtuellen Draht zum Lehrer/zur Lehrerin weiterhin haben.
Kontakte zu Mitschülern können ebenfalls eine tolle Motivation sein. Bspw. als Zoom-Meeting, in dem das Kind mit einem Mitschüler/einer Mitschülerin zusammen die (schwierigen) Mathe-Aufgaben des Tages bearbeitet und bespricht. Und natürlich nebenbei auch mal ein bißchen quatschen kann.
Oder wie wäre es, mal mit der Oma Kopfrechnen zu üben? Ob über Telefon, Skype oder Facetime…der weitere soziale Kontakt macht beiden Spaß, bringt Abwechslung und steigert bestimmt die Motivation.
4. Bewegung
Auch die Pause ist eine wichtige Sache. Optimalerweise passiert nämlich in der Pause das gleiche wie sonst in der Schule auch. Das Kind isst und trinkt etwas, geht vielleicht sogar an die frische Luft- und am allerwichtigsten: es bewegt sich.
Denn vom Still-Sitzen werden die Kleinen bekanntermaßen irgendwann ganz zappelig. Und müssen nun dringend etwas körperlich tun, um später wieder den Geist anstrengen zu können.
Unsere liebsten 3 Bewegungsspiele für die Pause:
- Olympia im Kinderzimmer mit Felix Neureuther
- Flotti Karotti* (die Karotte sagt Dir das Bewegungsprogramm)
- Stop-Tanz (mit der richtigen Musik kommt die gute Laune schnell)
5. Ein bißchen Spaß muss sein
Überhaupt ist die Motivation das Wichtigste, damit die Kinder gut durch das Homeschooling kommen. Gerade in der Grundschule muß natürlich das Basiswissen vermittelt werden. Aber am besten mit einer großen Portion Spiel und Spaß.
Das im Homeschooling hinzubekommen, wenn das Kind Lehrer und Mitschüler vermisst, ist eine große Herausforderung. Zumal wir Eltern hiermit einen (weiteren) Job übernehmen, der gar nicht unserer ist. Wir sind nun mal keine ausgebildeten Pädagogen und sollten uns daher auch nicht den Druck auferlegen, den Lehrer 1:1 ersetzen zu wollen. Und deshalb darf nach meiner Ansicht auch einmal mehr in die Trickkiste gegriffen werden.
Hilfsmittel, um die Motivation hochzuhalten:
- Naschen ist hier mal erlaubt, zum Beispiel mit Smarties und den Regenbogensteinchen von Printfetti
- Urkunden
- Extra-Pause einlegen, wenn gerade gar nichts mehr läuft
- Stempel *
- besonders loben, wenn etwas Schwieriges geschafft wurde
- Fleißkärtchen
- Belohnungsaufkleber *
- erst ein anderes Fach bearbeiten
- virtuelle Gruppenarbeit mit Mitschüler
- das Lernen klappt besser, wenn es ein Wettbewerb ist? Dann stoppt doch die Zeit, wie schnell das Kind eine Sache fertig machen kann
- Salamitaktik: Aufgaben in noch kleinere Aufgaben unterteilen
- eine Sprachnachricht vom Lehrer erhalten
- der letzte Arbeitszettel in HSU ist immer noch nicht fertig, aber die Motivation komplett am Boden – und Du bist völlig erledigt von Deinem home office Tag? Dann wird der Zettel halt am nächsten Tag fertig, so what?! Auch dieser „Joker“ muss in dieser besonderen Zeit mal gezogen werden dürfen, finde ich!
Hast Du weitere Tipps für das Homeschooling? Oder gibt es etwas, was Dich wahnsinnig nervt? Wir freuen wir uns sehr auf Deinen Kommentar!
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