In unserem letzten Beitrag hatte ich die einmalige Gelegenheit, unsere Zahnärztin Dr. Cordula Albers zum Thema Kinderzahnkunde zu befragen. Frau Dr. Albers ist Mitinhaberin der Praxis Zahnärzte Harlaching (den Link zur Praxis findet Ihr HIER).
Hier kommt der 2. Teil des Interviews:
Ist ein Schnuller auf Dauer wirklich so schädlich für die Zähne, wie man oft hört?
Dr. Cordula Albers (CA): Das ist ein Dauerthema! Schnuller haben bekanntermaßen eine beruhigende Wirkung auf Babys. Das sieht man wunderbar, wenn Kinder müde oder unzufrieden sind. Ein Schnuller beruhigt und holt sie aus der ungeliebten Situation heraus. Leider sind Schnuller schädlich für die Zähne. Sie verschieben den Biss, man spricht vom offenen Biss an den Frontzähnen. Das behindert die Sprachentwicklung und den Zahnwechsel der bleibenden Zähne. Bis zum Kindergarteneintritt sind Schnuller ok, danach sollte das Kind ohne zurechtkommen. Aber: nie gegen den Willen des Kindes arbeiten. Wenn es den Schnuller braucht, dann ist es so. Gegen den Willen des Kindes zu entwöhnen führt oft zum Daumenlutschen und das lässt sich viel schlechter abgewöhnen. Beliebte Entwöhnungswege wie die Schnullerfee sind da deutlich besser.
Kleiner Exkurs: unsere Erfahrungen zur Schnuller-Entwöhnung
Beim Zahnen gibt es ja viele Hilfsmittel, selten helfen sie – nach meiner Erfahrung – richtig gut. Viele schwören auf das Tragen einer Bernsteinkette: hilft diese wirklich gegen Schmerzen beim Zahnen?
CA: Oh,je!! Diese Frage kann ich fast nur falsch beantworten. Rein wissenschaftlich kann ich das klar beantworten: Nein. Die Homöopathen gehen davon aus, dass die ätherischen Öle des Bernsteins beim Zahnen die Schmerzen lindern. Prinzipiell gilt: Wer hilft, hat in dem Fall recht. Aber bitte vorsichtig sein: eine Kette ist nicht ungefährlich für ein Baby! Zerreissen, Strangulieren Verschlucken der Steine usw…
In welchem Alter hat ein Kleinkind alle Zähne bekommen, also ein vollständiges Gebiß?
CA: Im Durchschnitt haben Kinder mit 2-2,5 Jahren alle Milchzähne. Das kann aber auch variieren – also früher oder später sein – und stellt kein Problem dar. Beeinflussen kann man das nicht, aber Spätzahner verlieren oft auch später die Milchzähne. Genau wie Frühzahner eher früher Erwachsenenzähne bekommen.
In welchem Alter sollte ein Kleinkind zum ersten Mal zum Zahnarzt gehen?
CA: Ab 2 Jahren macht es Sinn, das Kind an Zahnarztbesuche zu gewöhnen. Wichtig ist, dass das Kind den Eindruck bekommt, dass Zahnarztbesuche harmlos sind und nicht beim ersten Besuch gleich Karies gefunden wird. Manche Mütter kommen aber bereits ab dem ersten Zahn. Auch das kann sinnvoll sein, wenn viele Fragen und Unsicherheiten vorherrschen, die verständlich und oft schnell zu klären sind.
Sollte man das Kind auf den Zahnarztbesuch vorbereiten und wenn ja, wie?
CA: Die grösste Herausforderung entsteht, wenn die Mutter oder der Vater Angst vor dem Zahnarzt hat. Diese Angst überträgt sich schnell auf das Kind und dann fühlt es sich unwohl. Daher plädiere ich immer dafür, dass der Elternteil kommt, der keine Angst hat. Kein Zahnarzt wird beim ersten Besuch bohren, es ist wirklich harmlos! Vorbereiten können Eltern am besten mit Büchern zum Thema, beliebt sind ‚Conny geht zum Zahnarzt‘ oder ‚die Zahnputzfee‘ o.ä.
Was tun, wenn das Kind partout nicht zum Zahnarzt will?
CA: Es kommt durchaus auch mal vor, dass der erste Besuch mit Weinen und Verweigerung abläuft. Ich finde das nicht schlimm, beim zweiten Mal geht es meistens bestens und ausserdem bekommen alle Kinder bei mir ein kleines Geschenk, wenn sie den Mund öffnen. Kinder sind zum Glück bestechlich.
Erwachsene gehen 1-2x jährlich zum Zahnarzt? Wie oft sollten Kleinkinder/Kinder gehen?
CA: Am besten alle 6 Monate, dann gewöhnt sich das Kind auch schnell daran.
Frau Dr. Albers, toll, dass Sie sich die Zeit genommen haben, vielen Dank für Ihre sehr aufschlussreichen Antworten!
Ihr möchtet das Thema Zahnpflege ganz spielerisch angehen? Kein Problem. Mit Büchern und Spielzeug klappt es bestimmt!*
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Pascal says
Sehr schöner Artikel mit guten und hilfreichen Tipps. Tatsächlich ist schon im frühen Alter enorm wichtig, dass man als Mutter oder Vater auf die Hygiene im Mundraum der Schützlinge achtet. Eine falsche Einstellung zur Zahnhygiene kann man sich zudem auch schon früh angewöhnen.
Angst hat man auch als Eltern vor dem ersten Zahnarztbesuch der Kleinen bestimmt. Eine Wohlfühloase für sein eigenes Kind ist eine Praxis mit all den Werkzeugen und Utensilien sicherlich nicht. Dennoch sollte man jedoch wie im Artikel beschrieben unbedingt das eigene Kind schon früh auf den regelmäßigen Zahnarztbesuch vorbereiten – und im gleichen Zug wird sicherlich das ein oder andere Elternpaar auch mal wieder an den regelmäßigen Besuch erinnert. :-)
Beste Grüße