Wie viel Medienkonsum ist noch gut für die Kleinen? Und kann man die Medien auch spielerisch sinnvoll nutzen? Sozialpädagogin Laura Thiele hat uns schon im 1. Teil des Interviews viele Infos und Tipps gegeben. Hier folgt nun Teil 2 unserer Fragen.
Fortsetzung Interview
Liebe Laura, im ersten Teil des Interviews haben wir schon über Deine Erfahrungen im Umgang mit Kindern & Medien gesprochen. Ab wann schadet der Medienkonsum den Kindern?
(LT) Es kommt auf die Menge und Dauer an. Wenn Kinder „dauerberieselt“ werden, ist das sehr schlecht für ihre Entwicklung. Dies kann beispielsweise passieren, wenn im Hintergrund immer der Fernseher läuft oder sie schnell das Handy in die Hand gedrückt bekommen, wenn ihnen langweilig ist. Kindern darf ruhig mal langweilig sein. Sie sollen ja lernen sich selbst zu beschäftigen und kreativ zu sein. Diese Entwicklung von Kreativität wird durch zu viel Medienkonsum behindert.
Ich habe in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die Kinder ab einer gewissen Regelmäßigkeit des Medienkonsums eher unruhig und hibbelig werden. Und sie teilweise auch aggressiv agieren, wenn man ihnen das Medium wegnimmt. Teilst Du diese Erfahrung?
(LT) Zu langer Medienkonsum ist für Kinder eine große Reizüberflutung. Dies führt oft zu derlei Reaktionen. Das ist dann in den meisten Fällen ein ganz eindeutiges Zeichen, dass sie überfordert sind. Natürlich ist es nicht immer die Überforderung, sondern oft einfach Frust, dass ihnen ihr „Spielzeug“ weggenommen wird. Klare Absprachen sind dabei wichtig. Beispielsweise kann man den Kindern einen Wecker stellen. Oder auf der Uhr zeigen, wie lange sie Fernsehen oder mit dem Tablet spielen dürfen. Man kennt das ja bestimmt von sich selbst, dass einem gar nicht bewusst war, wie viel Zeit beim Computerspielen oder Fernsehen vergangen ist. Wichtig ist dann natürlich, dass die Regeln eingehalten und durchgesetzt werden.
Es gibt auch sehr positive spielerische Erfahrungen, die Kinder mit den Medien machen können, selbst im Kleinkindalter. Hast Du hierfür ein Beispiel?
(LT) Es gibt viele tolle Apps mit denen Kinder Projekte erstellen können. Besonders gut eignen sich kleine Stoptrickfilme z.B. mit „I stop motion“ oder „LEGO Movie“. Hierfür können die Kinder z.B. Kuscheltiere, Legofiguren oder selbstgebastelte oder geknetete Figuren als Charaktere verwenden.
Für Kinder ist es bereits total faszinierend zu hören wie die eigene Stimme aufgenommen klingt. Mit einer App wie z.B. „Puppet Pals“ können Kinder kleine Puppentheater vertonen und eigene Geschichten erfinden. Natürlich kann auch einfach ein Lied aufgenommen werden. Oder die Kinder sollen verschiedene Umgebungsgeräusche sammeln und aufnehmen. Es gibt für etwas ältere Kinder auch Foren und Internetseiten, auf denen sie geeignete Spiele finden, z.B. pomki.de oder www.knipsclub.de
Das Stichwort Medienkompetenz ist in aller Munde, also einen sinnvollen, reflektierten Umgang mit dem Medien schaffen. Dies ist eine große Herausforderung. Wie schafft man dies am ehesten?
(LT) Wie anfangs bereits erwähnt, ist es ganz wichtig, dass die Eltern den richtigen Umgang mit Medien vorleben. Sie sind immer die wichtigste Vorbildfunktion für Kinder. Deshalb ist es auch wichtig, dass Eltern sich informieren und viel mit ihren Kindern über Medien sprechen. Ich denke, dass es wichtig ist, den Medien keinen falschen Stellenwert zu geben.
Du wirst bald selbst Mutter sein. Hast Du eine Art Masterplan im Kopf, wie Du Dein Kind an die Medien und deren Umgang heranführen möchtest? Worauf wirst Du besonders achten?
(LT) Einen Masterplan habe ich dafür leider nicht. Aber natürlich habe ich mir verschiedene Punkte vorgenommen. Meine Vorbildfunktion ist mir sehr wichtig. Oft erwischt man sich selbst dabei, wie man immer wieder das Smartphone oder Tablet in der Hand hat. Und dann möchten die Kleinen natürlich auch damit spielen. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, meinen eigenen Medienkonsum immer wieder zu reflektieren. Ich freue mich schon sehr darauf, mit meinem Kleinen verschiedene Medienprojekte zu machen. Aber da muss ich wohl noch warten bis er größer ist.
Liebe Laura, vielen herzlichen Dank für Deine umfangreichen und sehr hilfreichen Antworten. Wir wünschen Dir einen wunderschönen restlichen Mutterschutz und alles Gute für die Zukunft mit Eurem Baby.
Dies könnte Euch auch interessieren:
Schreibe einen Kommentar