Der Umweltschutz geht uns alle etwas an, das ist klar. Als Eltern überlegt man vielleicht sogar besonders, wie es der Umwelt geht. Denn schließlich ist dies die Zukunft unserer Kinder. Dass hier einiges zu tun ist, dürfte weitläufig bekannt sein. Und jeder möchte eigentlich auch gerne die Umwelt verbessern. Aber wie?
Wir haben hierzu eine Expertin gefragt, Marisa vom Blog myfairladies. Meine wichtigste Erkenntnis daraus nehme ich aber gerne vorweg: man kann häufig schon mit kleinen Dingen viel erreichen. Wenn man sich selbst beim Einkaufen oder im Alltag beobachtet. Da erzielen oft kleine Veränderungen schon eine große Wirkung. Ist doch toll!
Hier gehts zum Interview:
Liebe Marisa: Wie bist Du eigentlich dazu gekommen, einen umweltbewussteren Lebensstil einzuschlagen? Gab es einen konkreten Anlass oder ein besonderes Erlebnis, myfairladies zu gründen?
Marisa: Ich hab zu der Zeit in Erlangen studiert, das erste Mal die Geschäfte direkt vor der Tür gehabt und bin ziemlich oft shoppen gegangen. Mein voller Kleiderschrank und der leere Geldbeutel haben mich sehr schnell genervt. Zu der Zeit habe ich dann abends zufällig mal die Dokumentation „The True Cost“ angeschaut. In dieser geht es um die wahren Kosten der Mode für Menschen und Umwelt. Danach habe ich beschlossen, weniger und bewusster einzukaufen. Das hat im Kleiderschrank angefangen – und sich langsam auf alle anderen Bereiche ausgedehnt.
Du bist enorm engagiert und – zusätzlich zum Blog – auch noch Vorstandsmitglied im Verein Plastikfrei Oberland. Was genau macht Ihr dort?
Marisa: Momentan gibt es von unserem Verein eine Facebook Seite und eine Homepage. Auf denen veröffentlichen wir Tipps & Tricks, Aktuelles und Veranstaltungshinweise. In Bad Tölz treffen wir uns momentan alle 4-6 Wochen zu einem „Plastikfrei Stammtisch“. Außerdem gibt es unsere Flyer Aktion, um verpackungsfreies Einkaufen leichter zu machen – mit der dazugehörigen „Plastikfrei Einkaufen im Oberland“ Karte. Geplant sind außerdem Bildungsangebote, Vorträge und langfristig auch ein plastikfreier Laden in Bad Tölz.
Kann ich in normalen Läden Verpackungen reduzieren? Beispielsweise die Verpackungen im Laden lassen?
Marisa: Man kann in normalen Läden Verpackung sparen, indem man unverpacktes Obst und Gemüse kauft. Oder indem man eigene Dosen an die Käse- und Wursttheke mitnimmt. Und indem man versucht, nur das zu kaufen, was man wirklich braucht. Wenn man anfängt, hinzuschauen, findet man ganz viele Sachen unverpackt. Zum Beispiel Kaffeebohnen zum Abfüllen beim Bäcker, Eier vom Bauernhof, lose Nüsse, Datteln etc. im Feinkostladen usw. Die Verpackung im Supermarkt zu lassen ändert meiner Meinung nach nichts, weil das Produkt ja trotzdem verpackt war, ich es nur nicht bei mir zu Hause wegwerfe.
Toll finde ich Dein Map, wo man plastikfrei einkaufen kann. Leider sehe ich für München noch nicht viele Treffer, da ist also noch Potential. Siehst Du gute Chancen, das ganze auch in anderen Großstädten auszuweiten?
Marisa: In München gibt es bisher wenig Treffer da die meisten unserer Mitglieder außerhalb von München, hauptsächlich im Tölzer Land, wohnen. Wir würden uns aber sehr über Unterstützung freuen, damit die Karte auch für München wächst. Wenn es ähnliche Initiativen in anderen Großstädten gibt, finde ich das super, aber unser Verein konzentriert sich wirklich auf das Oberland. Alles andere sprengt leider den Rahmen unseres ehrenamtlichen Engagements.
Wenn ich an unseren Müll denke, wird mir tatsächlich oft ganz anders. Allein die Unmengen an Windeln, Stilleinlagen oder Feuchttüchern, die man verbraucht. Hast Du hierfür Tipps, wie man sehr einfach Müll reduzieren kann?
Marisa: Ich habe selbst noch keine Baby Erfahrung. Aber ich denke, dass man zumindest zu Hause gut auch Waschlappen oder selbstgemachte Feuchttücher verwenden kann (Rezept z.B.: von Utopia.de). Bei Windeln gibt es natürlich die Möglichkeit, Stoffwindeln zu verwenden was aber bestimmt mehr Zeit kostet. Vielleicht kann man eine Kombination aus Wegwerfwindeln für unterwegs und Stoffwindeln für zu Hause oder nachts verwenden, um den Müllberg etwas zu reduzieren (die-besten-stoffwindeln.de). Bei Stilleinlagen kann man genauso wie bei Slipeinlagen oder Abschminkpads auf die wiederverwendbare Variante aus Bio Baumwolle umsteigen.
Manchmal frage ich mich schon, was nun die umweltfreundlichere Möglichkeit ist. So zum Beispiel bei Feuchttüchern versus Waschlappen? Feuchttücher machen viel Müll, Waschlappen müssen aber dafür ständig in der Waschmaschine gewaschen werden, produzieren also Abwasser. Was ist nun besser für die Umwelt?
Marisa: Ja solche Konflikte gibt es häufiger. Und ich kann das leider auch nicht so genau beantworten, weil dabei sehr viele Faktoren miteinberechnet werden müssten. Beispielsweise wie viele Feuchttücher und welche, wie oft wird der Waschlappen gewaschen, welches Waschmittel, wieviel Wasser, welche Temperatur etc. Insgesamt darf man aber nicht vergessen, dass nicht „nur“ die Feuchttücher selbst der Müll sind, sondern auch hier Energie, Wasser etc. für die Herstellung der Feuchttücher und der Verpackung verwendet wurde.
Ich kaufe sehr gerne Waschmittel u.ä. von Frosch. Auf dem neuen Spülmittel steht, dass die Plastikflasche zu 100% aus alter Verpackung stammt. Finde ich großartig, und fühle mich somit noch viel besser, wenn ich diese Produkte kaufe. Ist das nicht auch ein guter Schritt in die richtige Richtung?
Marisa: Bewusster einzukaufen ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Mit jedem Einkauf geben wir als Konsument unsere Stimme für ein Produkt oder eine Marke ab. Darüber sollte man sich bewusst sein und dementsprechend einkaufen.
Welche Bio-Labels kannst Du für Kindermode empfehlen?
Marisa: Kinder Mode ist leider nicht mein Spezialgebiet. Eine große Auswahl findet man beispielsweise bei hessnatur oder dem Avocadostore. Die nachhaltigste und kostengünstigste Variante ist für mich aber Second Hand zu kaufen – auf Kinder Flohmärkten oder bei Kleiderkreisel. Kinder wachsen, vor allem in den ersten Jahren, so schnell, dass viele Klamotten sowieso nicht lange passen. Warum also nicht Geld sparen und aus zweiter Hand kaufen und damit was Gutes für die Umwelt tun?
Da ich mit 2 Kindern, Haushalt, Blog etc. selten zum shoppen komme, bestelle ich viel im Internet. Hier ist es leider unfassbar, was sich dadurch an Verpackungsmüll ansammelt. Da bekomme ich wirklich ein schlechtes Gewissen. Hättest Du hierfür einen Tipp?
Marisa: Also einmal würde ich darauf achten, wo man bestellt und soweit möglich auf nachhaltige Shops umstellen, da die meist weniger Verpackungsmaterial verwenden. Ansonsten würde ich empfehlen, immer
möglichst alles auf einmal zu bestellen. Und zum Beispiel bei amazon auswählen, dass alles gesammelt verschickt werden soll, wenn es vomgleichen Händler kommt. Generell mit Freunden oder Bekannten zusammen zu bestellen, hilft sicher auch schon.
Wenn der Verpackungsmüll schon da ist, kann man ihn nur sinnvoll weiterverwenden (Kartons für ebay Verkäufe benutzen, Tüten als Mülltüten, Folie für den bevorstehenden Umzug aufheben etc.) und am Ende richtig entsorgen.
Labels gibt es ja fast schon inflationär. Welchen Bio-Labels kann man wirklich trauen? Ökotex? GOTS?
Marisa: Ja es gibt sehr viele Gütesiegel für Textilien. GOTS ist vermutlich das Beste und umfassendste Siegel für Ökotextilien, weil es neben dem ökologischen Anbau auch alle weiteren Produktionsschritte
berücksichtigt.
Bei Öko-Tex muss man schon wieder genauer hinschauen. Da gibt es drei Standards, die unterschiedliches kennzeichnen. Höchster Standard ist Öko-Tex 100 Plus, da der sowohl den niedrigeren Öko-Text 100 (steht nur für Schadstofffreiheit im Endprodukt!) und den höheren Öko-Tex 1000 (ökologische Produktion und Sozialstandards) umfasst.
Vor einiger Zeit hast Du das erste Eco Blogger Treffen organisiert. Was war die wichtigste Erkenntnis daraus? Und wird es weitere Treffen für Interessierte geben?
Marisa: Mirjam Smend von my-greenstyle.com und ich haben das zusammen im April gemacht, genau. Das war für uns das erste Treffen in München. Wir hatten aber vorher schon häufiger Treffen im Rahmen der Fashion Week in Berlin. Ich denke die wichtigste Erkenntnis daraus war, dass wir alle versuchen, die Welt ein bisschen besser zu machen – und das nur zusammen klappt. Wir sind ständig in Kontakt und treffen uns inzwischen oft bei verschiedenen Veranstaltungen im Raum München. Ein weiteres richtiges Blogger Event ist auch geplant ja.
Hast Du zum Abschluss noch einen generellen Tipp für uns Eltern? Wie können wir einfach und effizient etwas für die Umwelt tun – die ja vor allem einmal die Umwelt unserer Kinder sein wird?
Marisa: Ich denke, das wichtigste ist bewusster Konsum, egal in welchem Bereich! Kleidung mit Bedacht kaufen und darauf achten, wo sie hergestellt wurde. Zu versuchen, unverpackte Lebensmittel zu kaufen und nur so viel, wie man auch Essen kann, keine tausend Duschgels sondern ein Stück Seife usw.
Bei allem, was dann doch weg soll oder weg muss nicht gleich den Mülleimer aufmachen sondern ein sinnvolles zweites zu Hause dafür suchen, bspw. über ebay, Kleiderkreisel, auf dem Flohmarkt, in offenen Bücherschränken o.ä..
Bea Johnson von Zero Waste Home trifft es mit ihren 5 Rs am besten: refuse, reduce, reuse, recycle, rot (compost). Wenn man versucht, sich daran zu halten, merkt man schnell, dass sich das Konsumverhalten verändert.
Liebe Marisa, herzlichen Dank für Deine Antworten. Wir wünschen Dir weiterhin ganz viel Erfolg bei Deiner Arbeit für den Umweltschutz!
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