Das Thema Medienkonsum der Kinder ist in aller Munde. Nicht zuletzt aufgrund der kürzlich erschienenen BLIKK-Studie. Auch für Eltern ist es nicht einfach, hier den richtigen Weg zu finden. Deshalb haben wir eine Expertin dazu befragt.
Laura Thiele ist ausgebildete Sozialpädagogin mit Schwerpunkt auf Medien- und Kulturpädagogik. Und hat uns zu diesem schwierigen Thema Rede und Antwort gestanden.
Hier kommt das Interview
Liebe Laura, was ist Deine wichtigste Erkenntnis, die Du aus dem Studium im Hinblick auf Kinder und Medienkonsum mitgenommen hast?
(LT) Es gibt kein Patentrezept um alles richtig zu machen. Wichtig ist, dass Kinder die Zeit und den Raum bekommen, um Medien spielerisch kennen zu lernen. Die Begleitung ist dabei ganz wichtig. Einfach damit den Kindern von Anfang an die richtige Einstellung vermittelt wird. Kinder sollten lernen, dass Medien ihnen zahlreiche Möglichkeiten bieten um kreativ zu sein. Wie Smartphone & Co bedient werden, muss man selbst kleinen Kindern nicht lange erklären. Wichtig ist, dass die Eltern oder pädagogischen Betreuer wissen, welche Apps und Spiele für Kinder geeignet sind.
Besonders bemerkenswert war für mich außerdem, dass Medien nicht nur zum Spaß genutzt werden können. Sondern z.B. auch in der Medizin eingesetzt werden. Beispielsweise gibt es Spiele für Asthmakranke Kinder (www.luftikids.de) oder Spiele für Krebspatienten (www.re-mission.net). Das zeigt sehr deutlich, welchen enormen Einfluss Medien haben. Und deshalb ist es auch so wichtig, dass sie richtig genutzt werden.
Da Du nun auch mit Kleinkindern arbeitest: was ist Deine wichtigste Erfahrung hierzu in der Praxis?
(LT) Seine eigenen Vorstellungen zurückzustecken und die Kinder einfach machen lassen. Oft hat man eine tolle Projektidee und eine genaue Vorstellung wie das Endprodukt aussehen soll. Eigentlich zählt aber nicht das Endprodukt, sondern der Spaß an der Sache. Die Kinder sollen Spaß haben und sich ausprobieren können. Und sie sollen am Ende stolz sein auf das was sie gemacht haben. Besonders bei sehr kleinen Kindern muss man sehr darauf achten, sie nicht zu überfordern.
Die Kinder bekommen im Alltag ständig mit, welchen Stellenwert die Medien in unserer heutigen Gesellschaft haben. Sei es das Fernsehen, der Computer oder das Smartphone. Wie viel Medienkonsum ist für kleine Kinder denn sinnvoll (pro Tag oder Woche)?
(LT) Eine genaue Stundenangabe zu machen ist immer schwierig. Es kommt natürlich auch auf das Alter und den Entwicklungstand der Kinder an. Kinder unter fünf Jahren sollten nicht länger als 20-30 min am Stück fernsehen oder mit dem Smartphone spielen. Natürlich kann es immer wieder auch mal Ausnahmen geben. Wenn beispielsweise gemeinsam mit der Familie ein geeigneter Film angeschaut wird.
Ab einem gewissen Alter kann auch gut mit Mediengutscheinen gearbeitet werden. Die Kinder bekommen hierbei Gutscheine für eine bestimmte Fernseh- oder Computerzeit. Dann können sie sich diese über die Woche selbst einteilen.
Was sollten Eltern beachten, wenn die Kinder fernsehen oder am Smartphone Spiele spielen dürfen?
(LT) Begleitung ist sehr wichtig. Jedes Kind ist anders und reagiert anders auf bestimmte Szenen. Auch wenn z.B. ein Film für eine bestimmte Altersgruppe empfohlen wird, kann das eigene Kind damit überfordert sein. Deshalb sollten kleine Kinder nie damit allein gelassen werden. Gesehenes sollte besprochen und eventuell erklärt werden.
Auch mit dem Smartphone muss man vorsichtig sein. Und kontrollieren, ob die Kinder auch nur das Spielen was für sie gedacht ist. Außerdem sollte man immer die Einstellungen überprüfen. Nicht, dass die Kleinen aus Versehen über In App Käufe ganz schnell viel Geld ausgeben.
Gibt es aus Deiner Sicht ein Medium, dass sich für kleine Kinder besser eignet als andere? Ist es eher das Smartphone mit Lernspielen oder kindgerechtes Fernsehen mit langsamen Szenenabfolgen, wie bspw. die Sesamstrasse?
(LT) Tablets sind besonders für kleine Kinder sehr gut geeignet. Sie sind einfach und intuitiv zu bedienen und haben eine gute Bildschirmgröße. Mit passenden Apps können Kinder damit zum Beispiel eigene kleine Film-, Foto oder Audioprojekte erstellen. Oder interaktive Bücher ansehen oder Lernspiele spielen. Ich persönlich würde das dem Fernsehen vorziehen, da die Kinder dabei aktiv sein können. Es gibt aber natürlich auch schöne Kinderfilme und Serien, die für verschiedenste Altersgruppe gut geeignet sind. Eine tolle Internetseite, um sich über Filme, Spiele und Apps zu informieren, ist z.B. www.flimmo.de
Was ist die größte Gefahr beim Umgang kleiner Kinder mit den Medien?
(LT) Sowohl im Internet als auch im Fernsehen gibt es viele Inhalte die Kinder überfordern oder ihnen Angst machen. Das können beispielsweise Werbungen, Filmtrailer, Nachrichten usw. sein. Eltern sollten deshalb sehr sensibel und aufmerksam sein, wenn sie kleine Kinder mit Tablet oder Computer spielen lassen.
Ihr wollt mehr zu dem Thema Kinder und Medienkonsum erfahren? Fortsetzung folgt… im nächsten Beitrag…
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